Bayern baut auf Forschung
Unterstützung für den neuen Max-Planck-Life Science Campus in Martinsried und die Initiative zu Quantencomputing und Quantentechnologien
Transformation mit Technologie meistern – das ist die Devise der bayerischen Staatsregierung. Bereits vor einem Jahr hat Bayern mit seiner Hightech Agenda eine bundesweit einzigartige Technologieoffensive gestartet. Mit 2 Mrd. Euro, 1.000 neuen Professuren und 13.000 neuen Studienplätzen will der Freistaat seine Spitzenstellung in der Forschung ausbauen. Die Max-Planck-Gesellschaft begrüßt, dass mit dem jüngsten Kabinettsbeschluss vom 14. September 2020 weitere erhebliche Fördermittel für die Spitzenforschung unter anderem auch bei Max-Planck eingesetzt werden.
So stellte Ministerpräsident Markus Söder auf seiner Pressekonferenz maßgebliche Unterstützung für die Einrichtung eines Life Science-Campus Martinsried für interdisziplinäre und interaktive Forschung in den Biowissenschaften in Aussicht. Die Max-Planck-Gesellschaft plant, auf dem Campus Martinsried ein neues Max-Planck-Institut für die Erforschung des Lebens zu gründen. Dabei sollen vorhandene Stärken gebündelt und neu ausgerichtet werden. Das Institut wird mit einem Äquivalent von 18 Abteilungen das größte Max-Planck-Institut überhaupt werden und sich zunächst auf die Synthese künstlicher Zellen sowie die Untersuchung des Gehirns in seiner natürlichen Umwelt (Real Life Neuroscience) fokussieren.
Sollte es nicht nur gelingen, komplett neue Zellen zu erzeugen, sondern auch die Fähigkeiten natürlicher Zellen zu verbessern, so lassen sich zahlreiche bestehende Probleme lösen, wie beispielsweise die Energie- oder Materialproduktion durch Fotosynthese, die Erhöhung der Widerstandsfähigkeit und die Fähigkeit zur Selbstreparatur oder die Entwicklung ganz neuer Therapien in der Medizin. „Real Life Neurosciences“ macht den Schritt aus den künstlichen Laborbedingungen in die echte Welt. Dabei geht es um die Interaktion von Gehirnen miteinander und mit der Umwelt. Eine Thematik, die sowohl medizinisch als auch gesellschaftlich enorme Relevanz hat.
Beide Fokusbereiche sollen ergänzt werden durch eine große Bandbreite biomedizinischer Forschung, wobei insbesondere auch Forscher gewonnen werden sollen, die sich mit der Entwicklung neuer Technologien befassen. Dazu gehören Schlüsseltechnologien wie molekulares Design, 3D-Drucken von biologischen Komponenten, Robotik, Mikrosystemtechnik oder Künstliche Intelligenz, aber auch die Entwicklung miniaturisierter Sensoren oder neuer umfangreicher, rechnergestützter und analytischer Werkzeuge. Für die Modellierung komplexer Systeme, wie z.B. einer Zelle, eines Gehirns oder der Interaktion von Gehirnen werden Machine Learning und Big Data eine große Rolle spielen.
Grundlagenforschung ist der Motor für die Anwendung – diese „Innovationspipeline“ gilt es zu erhalten. Mit dem neuen Life Science-Campus legt Bayern das Fundament für weitere Biotech-Startups sowie mit Blick auf das benachbarte Klinikum Großhadern auch für moderne Diagnostik und die Therapie von Krankheiten. „Zusammen mit den beiden Münchner Universitäten und weiteren Wissenschaftseinrichtungen in Bayern will die Max-Planck-Gesellschaft dem Forschungs- und Technologiestandort internationale Strahlkraft geben und den Campus Martinsried zum Flaggschiff für Life Science über Deutschland und Europa hinaus entwickeln“, erklärt Präsident Martin Stratmann.
Darüber hinaus will die bayerische Staatsregierung in den kommenden zwei Jahren die Quantenwissenschaften und -technologien fördern. Dazu gehört der Aufbau eines Zentrums für Quantencomputing & Quantentechnologien sowie die Errichtung eines Quantentechnologieparks. Das Gebiet der Quantenwissenschaften und ‑technologien nutzt gezielt die Eigenschaften der Quantenphysik aus, um darauf basierend neue Anwendungen in der Informations- und Kommunikationstechnologie, der Sensorik, den Materialwissenschaften und der Grundlagenforschung zu generieren und langfristig neue Technologiezweige zu eröffnen.
„Wir erwarten, dass Quantencomputer und ‑simulatoren Probleme lösen können, die sich heute selbst auf den leistungsfähigsten Supercomputern nicht berechnen lassen“, erklärt Klaus Blaum, Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft. Potentiell eröffne dies nie dagewesene Möglichkeiten bei der Entwicklung neuer Materialien mit maßgeschneiderten Eigenschaften, der Entwicklung von chemischen Verbindungen und Medikamenten als auch bei Anwendungen im Bereich des Maschinellen Lernens und der Künstlichen Intelligenz.
In einer Partnerschaft aus Forschung und Industrie sollen mit dem jetzigen Programm alle Aspekte von den Grundlagen bis hin zur Anwendung abgedeckt werden. Eine Allianz außeruniversitärer Forschungseinrichtungen – Max-Planck-Gesellschaft, Fraunhofer und die Bayerische Akademie der Wissenschaften – setzt sich zusammen mit den deutschlandweit führenden Universitäten TU München und Ludwig-Maximilians-Universität für die Gründung eines Münchner Zentrums in diesem Bereich ein, das mit besonders großer internationaler Sichtbarkeit in bayernweiten Aktivitäten wirken wird und somit das Potenzial hat, auch die besten Forscherinnen und Forscher anzuwerben. Dabei soll gezielt auf die erfolgreiche Grundlagenforschung zu den Quantenwissenschaften und -technologien aufgebaut werden, die zur Gründung des von der DFG geförderten Exzellenzclusters „Munich Center for Quantum Science and Technology“ geführt hat.
„Die Metropolregion München und Bayern bieten mit ihren exzellenten Einrichtungen in Bildung und Forschung sowie dem wirtschaftlichen High-Tech-Umfeld eine außergewöhnliche Möglichkeit, ein einzigartiges europäisches Zentrum für Quantenwissenschaften und -technologie zu schaffen und damit Bayern in einem wichtigen Zukunftsfeld in der Weltspitze zu etablieren“, betont Blaum. Auch die Bundesregierung hat im Rahmen des Corona-Konjunkturpakets die Förderung der Quantentechnologien, insbesondere zur Entwicklung und zum Bau von Quantencomputern angekündigt. Bayern ist also gut positioniert, um in erheblichem Maße von der geplanten Bundesförderung zu profitieren.
Die Max-Planck-Gesellschaft hatte sich für beide Projekte sehr eingesetzt. „Wir freuen uns über dieses starke Signal für Forschung aus Bayern“, sagt Martin Stratmann.