10 Jahre MaxLab
Mit viel Enthusiasmus und vielfältigen Experimenten bringt das MaxLab der Öffentlichkeit naturwissenschaftliche Forschung praktisch und am Puls der Zeit näher. Im Jahr 2020 blickte das Schüler- und Besucherlabor der Martinsrieder Max-Planck-Institute auf eine zehnjährige Erfolgsgeschichte zurück.
Genau genommen liegen die Anfänge des Schüler- und Besucherlabors der Max-Planck-Institute für Neurobiologie und für Biochemie 18 Jahre zurück. Die Institute hatten erkannt, wie wichtig es ist, Schüler*innen und der Öffentlichkeit Forschung im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar zu machen. So entstanden bereits im Jahr 2002 jährliche Kursblöcke für Oberstufenklassen. Die Nachfrage war riesig. Doch erst 2010, als Dr. Ina Peters die Öffentlichkeitsarbeit der beiden Max-Planck-Institute ergänzte, konnte das Angebot endlich deutlich ausgebaut werden. Damit hatte die Geburtsstunde des MaxLab als feste und ganzjährig geöffnete Institution auf dem Campus Martinsried geschlagen.
Heute bietet das MaxLab ein breites Spektrum an über 15 Kursformaten für alle Altersstufen an. Dieses reicht von Tagespraktika für Schulklassen, W-Seminaren, Betriebspraktika bis hin zu Lehrerfortbildungen und VHS-Kursen für Erwachsene. Neben diesen regulären Kursformaten sind im Laufe der Jahre auch zahlreiche weitere Angebote entstanden, wie der bayerische Vorbereitungskurs für den Wettbewerb "Bioolympiade" oder Kurse im Rahmen des Girls’ & Boys’ Days. "Hands-on" ist dabei das Motto, dass sich wie ein roter Faden durch alle Kursformate zieht.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf Schulklassen der Oberstufe und vor allem der Förderung von besonders interessierteren Schüler*innen. PCR oder Gel-Elektrophorese – das sind nur zwei Beispiele für Themen, die in der Schule theoretisch behandelt werden und denen im MaxLab Leben eingehaucht wird. Für viele ein Erfolgserlebnis, dass nicht nur einen Einblick in die Forschungs- und Laborarbeit gibt, sondern auch Karrieremöglichkeiten in den Naturwissenschaften aufzeigt. Das MaxLab kann stolz behaupten, in den letzten 10 Jahren mehr als einmal eine wichtige Rolle gespielt zu haben, wenn junge Menschen eine naturwissenschaftliche Laufbahn einschlugen.
Das Besondere am Konzept des MaxLab ist nicht nur das "Selbermachen", sondern auch der direkte Kontakt zu den beiden Max-Planck-Instituten. Das MaxLab hat sich zum Ziel gesetzt, die Forschungsschwerpunkte der beiden Institute in den Kursinhalten einzufangen. Jeder Versuch im MaxLab hat seinen Ursprung oder seine Anwendung in einem Labor "nebenan" in einem der beiden Institute. Zusammen mit dem neuesten Equipment und den modernsten Methoden ermöglicht dies den Besuchenden einen Eindruck von realer und zeitgemäßer Forschung. Damit wird der weitgefasste und vage Begriff "Grundlagenforschung" für viele zum ersten Mal greifbar und verständlich.
In den vergangenen 10 Jahren knüpfte die MaxLab Leiterin Ina Peters ein Netzwerk, welches das Besucherlabor mit rund 60 Gymnasien nicht nur im Münchener Raum, sondern bis hin ins deutschsprachige Ausland verbindet. So kommen mittlerweile über 1000 Besucher*innen jährlich nach Martinsried, um an MaxLab-Kursen teilzunehmen – einige sogar aus nicht-europäischen Ländern.
Allerdings nicht in diesem Jahr: die Corona-Pandemie hat die Kurse vorübergehend zum Erliegen gebracht. Das sonst so lebhafte MaxLab blickt auf ein recht stilles Jahr zurück. Wir hoffen jedoch, dass sich die Labortüren des MaxLab bald wieder öffnen! Bis dahin behalten Sie unsere Internetseite im Auge. Neben unserem bereits abrufbaren Online-Kursmaterial zum Thema Genom-Editierung arbeiten wir kontinuierlich auch an neuen Online-Kursformaten. Zudem stellen wir Ihnen im Folgenden einige MaxLab-Gäste mit ihren Eindrücken und Erfahrungen vor.
Eindrücke von Birgit Bisle - Betreuende Lehrkraft der NaWi-Klassen
Feodor-Lynen-Gymnasium, Planegg
Das Feodor-Lynen-Gymnasium ist nicht nur durch den Namenspatron unserer Schule mit den Max-Planck-Instituten in Martinsried verbunden1, als Partnerschule des MaxLab ist ein Besuch seit 2012 fester Bestandteil unserer Naturwissenschaftlichen Projektklassen.
In eigens für unsere Schule konzipierten Kursen lernen Unterstufenschüler:innen zum Beispiel durch Mikroskopieren und Pipettieren, für sie abstrakte Größenordnungen einzuschätzen. Ausgestattet wie echte Forschende erfahren die Schüler*innen vieles zum Thema Licht, bestimmen photometrisch Konzentrationen und erstellen Eichgeraden. Mit Umkehrbrillen seinen Namen zu schreiben oder den Nachbarn mit Joghurt zu füttern ist nicht nur ein großer Spaß, sondern ermöglicht den Schüler*innen auf spielerische Weise einen Einblick in die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns.
Die Oberstufe vertieft im MaxLab ihr Wissen auf dem Gebiet der Enzymatik oder Neurobiologie und sammelt erste praktische Erfahrungen. In einer Phase der beruflichen Orientierung können die jungen Menschen an den renommierten Forschungsinstituten Einblicke in die Berufsfelder der Wissenschaft erlangen.
Unsere Schüler*innen sind jedes Jahr begeistert von der Mischung aus naturwissenschaftlichem Arbeiten und Datenauswertung auf der einen, sowie dem Faktor Spaß auf der anderen Seite. Vielen Dank für tolle Experimente und die Gelegenheit, naturwissenschaftliches Arbeiten hautnah zu erleben. Wir freuen uns auf viele weitere spannende Exkursionen ins MaxLab!
1 Der Biochemiker und Nobelpreisträger Feodor Lynen (1911- 1979) war Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie.
Eindrücke von Katja Strohmeier, Schülerin
Das erste Mal habe ich 2006 vom MaxLab gehört, als mir meine Mutter vorgeschlagen hat, in den Sommerferien an der Forscherwoche teilzunehmen. Damals war ich 13 Jahre alt und ich weiß noch wie aufregend es war, das erste Mal mit Schutzkittel im Labor zu stehen. Das hat so viel Spaß gemacht, dass diese Woche sicherlich auch ein Grund war, warum ich später an verschiedenen naturwissenschaftlichen Wettbewerben teilgenommen habe. Das hat mir zum einen in der Schule sehr geholfen, zum anderen aber auch die Türen zu anderen Seminaren geöffnet. Im Zuge der Bioolympiade war ich dieses Jahr bereits zum dritten Mal im MaxLab und ich kann mir sehr gut vorstellen, später einmal in diesem Bereich zu arbeiten.
Eindrücke von Christoph Kantsperger, Studienrat (Biologie, Chemie)
Rupprecht-Gymnasium München
Das MaxLab nimmt in meinem Biologisch-chemischen Praktikum der Jahrgangsstufe 11 seit 2012 einen besonderen Stellenwert ein. Den Schulklassen wird hier ein Programm geboten, dass in den meisten Gymnasien nicht geleistet werden kann. Dem Biologie-Lehrplan wird Leben eingehaucht, indem die Schüler:innen Methoden wie PCR und Gelelektrophorese selbst durchführen können. Ich erlebte dabei Jugendliche, die vollkommen in ihrem Arbeiten aufgingen und kurz vor dem Abitur „Nachhilfe“ in Gentechnik leisteten.
Ferner wird im Rahmen des Praktikums der Wissenschaftscampus Martinsried vorgestellt und näher beleuchtet. Neben den naturwissenschaftlichen Arbeitsweisen lernen die Schüler*innen auch die Forschungswelt und eine Bandbreite an Karrieremöglichkeiten kennen.
Einige der Kursteilnehmenden haben von diesem Praktikum profitiert: sie wurden in ihrer Entscheidung bestärkt, ein naturwissenschaftliches Studium anzustreben. In fünf Fällen kam es vor, dass Schüler*innen aufgrund des Molekularbiologischen Praktikums am MPI sich für ein Studium in Chemie, Biologie und Pharmazie entschieden haben. Und selbst wenn sie mir sagten: „Jetzt weiß ich, dass ich nie in einem Labor arbeiten möchte!“ – dann ist das doch auch etwas wert.
Eindrücke von Marie Keller, Schülerin
Das molekurlarbiologische Praktikum im MaxLab hat mich in meinem Wunsch, Biologie zu studieren sehr bestärkt! Der große praktische Kursanteil hat mir einen Einblick in den möglichen Berufsalltag einer Biologin gewährt. Die Experimente haben wir zum Großteil selbst durchgeführt, was wirklich Spaß gemacht hat. Mit der theoretischen Einführung zuvor, waren die Reaktionen und Prozesse auch gut nachzuvollziehen. Besonders interessant fand ich den kurzen Vortrag über die aktuellen Fortschritte in der Krebsforschung. Das Praktikum war wirklich eine tolle Erfahrung und hat mir in meiner Studiums-und Berufswahl einen großen Motivationsschub gegeben.
Eindrücke von Dr. Ina Peters, Leitern des MaxLab
Vor 10 Jahren bekam ich die Chance das MaxLab aufzubauen und seitdem kontinuierlich weiter zu entwickeln. Die große – und in meinen Augen spannende – Herausforderung dabei ist es, komplexe wissenschaftliche Fragestellungen so aufzuarbeiten, dass auch Nicht-Wissenschaftler:innen die Zusammenhänge verstehen. Nur so kann ich den Gästen des MaxLab die Bedeutung von Grundlagenforschung vermitteln.
Die Möglichkeit nicht nur über Wissenschaft zu sprechen, sondern selbst zu experimentieren, ist dabei ein hervorragendes Werkzeug – sei es für Grundschulklassen, Oberstufenschüler:innen oder Erwachsene. Es macht wirklich Spaß, die Labor-Neulinge bei ihren ersten Schritten in einem Labor zu begleiten und zu sehen, dass nach anfänglicher Unsicherheit und Skepsis, die Augen bei einigen zu leuchten beginnen. Für manche Jugendliche ist ein Besuch des MaxLab tatsächlich ein entscheidender Impuls bei der Berufsfindung und zeigt ihnen mögliche naturwissenschaftliche Berufswege auf!
Wissenschaft verändert und entwickelt sich ständig weiter. So wird es auch im MaxLab in Zukunft immer wieder neue Themen, Methoden und Formate geben, mit denen wir jungen Menschen und anderen Besuchern Forschung verständlich und begreifbar machen können. Darauf freue ich mich sehr. Es ist ein tolles Gefühl und großer Ansporn für mich, wenn ich andere mit meiner Begeisterung für die Naturwissenschaften anstecken kann!