ERC Synergy Grant: kognitive Karten und Intelligenz

10 Millionen Euro für neurowissenschaftliches Projekt mit Zebrafischen

5. November 2024

Herwig Baier gehört zu einem vierköpfigen Team, das einen ERC Synergy Grant für das Projekt „Neuronale Implementierung kognitiver Karten für die Navigation“ einwerben konnte. Die Förderung in Höhe von 10 Millionen Euro ermöglicht ein sechsjähriges Projekt, das untersucht, wie Zebrafische ihre Umwelt mental repräsentieren.

Innere Abbilder der Welt sind unabdingbar für intelligentes Verhalten. Ohne sie ist es unmöglich, eine Situation gedanklich durchzuspielen oder strategisch zu planen. Menschen und andere Säugetiere verfügen über spezialisierte Neuronen, sogenannte Orientierungszellen, die eine mentale Landkarte der Umgebung erstellen. In den vergangenen Jahren wurden Orientierungszellen auch bei Vögeln und Fischen nachgewiesen. Wie diese Neuronen jedoch zusammenwirken, um kognitive Karten zu erstellen, ist nach wie vor ein zentrales Rätsel der Neurowissenschaften.

Dank der geringen Größe und Transparenz ihrer Gehirne können Zebrafische einzigartige Einblicke in kognitive Funktionen bieten. In diesem neuen Projekt werden nun sowohl die Aktivität im gesamten Gehirn eines Fischs während der räumlichen Navigation aufgezeichnet als auch eine detaillierte Karte der neuronalen Verbindungen im selben Individuum erstellt. So wird das interdisziplinäre Vorhaben beleuchten, wie aus den Interaktionen der Orientierungszellen kognitive Karten entstehen. Das Projekt wird so unser Verständnis von biologischer und vielleicht sogar künstlicher Intelligenz grundlegend voranbringen.

Herwig Baier, Direktor am Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz in München, erhielt die Förderung gemeinsam mit Jennifer Li und Drew Robson vom Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen und Rainer Friedrich vom Friedrich Miescher Institute for Biomedical Research in Basel.

Die ERC Synergy Grants werden vom Europäischen Forschungsrat vergeben. Die begehrten Fellowships unterstützen Teams von bis zu vier Projektleitenden bei der Durchführung ehrgeiziger Kooperationsprojekte.

Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des MPI für biologische Kybernetik in Tübingen.

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