Otto-Hahn-Medaille dank einer optischen Täuschung
Yunmin Wu erhält Auszeichnung für herausragende Forschung
Dr. Yunmin Wu erhält die Otto-Hahn-Medaille für besondere Einblicke in den neuronalen Mechanismus der Bewegungswahrnehmung. Die Wissenschaftlerin entschlüsselte am Max-Planck-Institut für Neurobiologie die neuronalen Grundlagen einer optischen Bewegungsillusion im Zebrafisch-Gehirn. Dafür erhält sie nun den mit 7500€ dotierten Preis der Max-Planck-Gesellschaft, der jährlich für exzellente wissenschaftliche Leistungen junger Nachwuchstalente vergeben wird.
Angefangen hat alles mit einem Katzenvideo. Nachdem Yunmin Wu gesehen hatte, dass optische Täuschungen auch bei Tieren funktionieren, kam die Doktorandin auf die Idee für ihre Arbeit. Sie wollte den Bewegungsnacheffekt, auch "Wasserfall-Illusion" genannt, in den winzigen Zebrafischlarven auslösen, die sie in Herwig Baiers Abteilung erforschte. So wollte sie besser verstehen, was beim Wahrnehmen von Bewegungen tatsächlich im Gehirn passiert.
Bewegungen und deren Richtung werden im Gehirn von mehreren Tausend Nervenzellen verarbeitet. Mit Hilfe der Wasserfall-Illusion konnte Yunmin Wu zeigen, dass von dieser großen Anzahl an Nervenzellen eine Handvoll Zellen für das Bewegungssehen nicht nur notwendig, sondern auch ausreichend sind*. „Wenn wir die richtigen Fragen mit dem richtigen Werkzeug stellen, können wir sehr interessante Dinge sehen, die wir vorher nicht wussten“, so Yunmin Wu. „Es ist die Idee hinter dem Projekt, auf die ich stolz bin. Es freut mich sehr, dass diese von der Max-Planck-Gesellschaft und dem Award-Komitee gewürdigt wird.“
Seit Anfang 2021 arbeitet Yunmin Wu als Strategieberaterin mit Schwerpunkt Life Sciences in München. Auch in ihrem heutigen Berufsalltag wendet sie das Wissen aus ihrer Doktorarbeit an. „Dieselbe Methodik, die wir in der Grundlagenforschung verwenden, wird manchmal auch in der Industrie eingesetzt. Dort stellen wir einfach nur andere Fragen. Natürlich hilft mir mein wissenschaftlicher Hintergrund und die dadurch geprägte Art zu denken bei meiner neuen Arbeit.“
Von ihrem Preis hat sie durch einen Anruf ihres ehemaligen Chefs erfahren: „Eines Tages rief Herwig Baier an und sagte: ‚Herzlichen Glückwunsch!‘ und ich fragte nur, ‚Wofür?‘. Er erklärte es mir und meinte: ‚Wir sind so stolz auf dich.‘ Der Anruf von Herwig war wirklich ein schöner Moment“, erinnert sich Yunmin Wu.
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Seit 1978 zeichnet die Max-Planck-Gesellschaft jedes Jahr bis zu 40 junge Wissenschaftler:innen für außerordentliche Leistungen in ihrer Doktorarbeit aus. Die Preisverleihung findet in diesem Jahr digital am 24. Juni im Rahmen der Jahreshauptversammlung der Max-Planck-Gesellschaft statt.
* In einem Interview berichtet Yunmin Wu ausführlich über ihre Studie: Eine optische Täuschung gibt Einblicke ins Gehirn